Warum es sich beim Spenden lohnen kann, geduldig zu sein

Julian Lindenberg
7. Mai 2025
Warum es sich beim Spenden lohnen kann, geduldig zu sein

Spenden zu investieren, statt sie sofort auszugeben, widerspricht der Intuition und ist doch wirkungsvoller. Warum das so ist, erfährst du in diesem Artikel.

Die meisten Menschen spenden, um unmittelbar Gutes zu tun. Geld für die Welt verfolgt einen anderen Ansatz: Wir investieren Spenden, um sie später wirkungsvoller einsetzen zu können. Dieser Ansatz unter dem Begriff "Patient Philanthropy" diskutiert, unter anderem von Philip Trammell, Ökonom am Global Priorities Institute in Oxford.

Menschen sind systematisch ungeduldig

Forschung aus Ökonomie, Psychologie und Politikwissenschaft zeigt, dass Menschen dazu neigen, zukünftige Bedarfe systematisch geringer zu bewerten als gegenwärtige. Dieser Mechanismus wird als Zeitpräferenz oder Present Bias bezeichnet. Er beschreibt die Tendenz, unmittelbare Vorteile gegenüber späteren Vorteilen überproportional zu bevorzugen, wir neigen also dazu strukturell ungeduldig zu handeln.

Die Folgen dieser strukturellen Ungeduld sind weitreichend. Viele Menschen sparen nicht ausreichend für das Alter, obwohl ihnen bewusst ist, dass sie später mehr finanzielle Mittel benötigen werden. Unternehmen richten ihren Fokus auf kurzfristige Kennzahlen und vernachlässigen Investitionen in Innovation und nachhaltiges Wachstum. Auch politische Entscheidungen folgen oft dem Rhythmus von Wahlzyklen. Maßnahmen, deren Nutzen sich erst langfristig entfaltet, etwa im Klimaschutz, in der Pandemievorsorge oder in der wissenschaftlichen Grundlagenforschung, werden daher seltener umgesetzt oder finanziert. Dies belegt eine Studie von Eine Studie von (Schaub, 2022) zeigt dies am Beispiel des Klimaschutzes besonders deutlich: Selbst dort, wo langfristiges Handeln dringend erforderlich wäre, fehlt häufig die notwendige Bereitschaft.

Das Ergebnis systematischer Ungeduld

Die Folge dieser systematischen Ungeduld ist eine chronische Unterfinanzierung langfristiger Herausforderungen, die sich auch im Spendenverhalten zeigt. Während akute Krisen vergleichsweise leicht Aufmerksamkeit und Mittel mobilisieren, bleiben zentrale Themen wie die nachhaltige Bekämpfung der Ursachen von Armut, die Anpassung an den Klimawandel, die Vorsorge gegen Pandemien oder die Förderung von Grundlagenforschung unterfinanziert. Dabei sind es gerade diese strukturellen und sich gegenseitig verstärkenden Probleme, deren Lösung langfristige Planung, kontinuierliches Engagement und verlässliche Finanzierung erfordert.

Um dem Present Bias entgegenzuwirken, braucht es geduldige Akteure: Menschen und Institutionen, die bewusst gegen den Impuls handeln, sofort zu helfen, und stattdessen investieren, um langfristig mehr bewirken zu können.

Der Zins der Geduld

Ein einfaches Beispiel zeigt, wie Geduld Wirkung entfalten kann. Angenommen, eine gemeinnützige Organisation hätte vor zwanzig Jahren entschieden, 1.000 Euro nicht sofort auszugeben, sondern am globalen Aktienmarkt zu investieren. In diesem Zeitraum erzielte der Weltaktienindex im Schnitt sieben Prozent reale Rendite pro Jahr.

Aus 1.000 Euro wären bis 2025 rund 3.900 Euro geworden, fast das Vierfache der ursprünglichen Summe.

Renditen schwanken, und die Zukunft wird nicht exakt der Vergangenheit folgen. Doch selbst vorsichtige Annahmen belegen: Geduld steigert die Wirkung einer Spende erheblich. (Eine vertiefende Analyse der Annahmen liefert Trammell, Ökonom am Global Priorities Institute in Oxford, hier.)

Solange geduldige Spenderinnen und Spender eine Minderheit bleiben, bleibt ihr Einfluss auf den Zeitpunkt der Mittelverwendung begrenzt. Doch der Zinseszinseffekt verleiht ihrem Kapital jedes Jahr mehr Gewicht und damit auch ihrer Wirkung.

Geduld bedeutet nicht, untätig zu sein. Sie heißt, den richtigen Moment zu erkennen, um entschlossen zu handeln, wenn neue Impfstoffe entstehen, Technologien reifen oder seltene Gelegenheiten außergewöhnliche Wirkung ermöglichen.

Limitationen und Risiken

Langfristig angelegte Spendengelder sind Risiken ausgesetzt. Wirtschaftskrisen, Inflation oder schlechtes Management können das Kapital mindern. Diese Risiken lassen sich durch Diversifikation, professionelle Verwaltung, transparente Kontrolle und durchdachte Auszahlungsmechanismen (siehe Spendenmethode von Geld für die Welt) reduzieren, aber nicht vollständig ausschließen. Auch besteht das Risiko, dass zukünftige Spendenprojekte ihre erhoffte Wirkung verfehlen. Dieses Risiko besteht jedoch ebenso für unmittelbare Spenden: Auch sie können an Wirksamkeit verlieren, etwa durch schlechte Umsetzung oder veränderte Rahmenbedingungen.

Fazit - Geduld als Strategie

Im Spenden wie im Handeln richten wir den Blick oft auf das, was jetzt gebraucht wird. Dabei übersehen wir leicht, was in Zukunft mit denselben Mitteln möglich wäre. Wer Spenden geduldig anlegt, kann mehr bewirken. Wer heute investiert, statt sofort zu spenden, lässt seine Mittel wachsen und schafft die Möglichkeit, sie dann einzusetzen, wenn ihre Wirkung gewachsen ist.

Geld für die Welt folgt diesem Prinzip. Der langfristig investierte Geld für die Welt Fonds schüttet jedes Jahr weniger aus, als die erwartete Rendite des Vermögens beträgt, und profitiert dadurch langfristig vom Zinseszinseffekt. Die jährlich wachsenden Auszahlungen helfen dort, wo Unterstützung dauerhaft gebraucht wird – bei der Bekämpfung von Armut, im Klimaschutz, in der Forschung und in der Vorbereitung auf kommende Krisen.


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Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Konzept der Patient Philanthropy empfehlen wir Philip Trammells Paper Patient Philanthropy in an Impatient World. Wenn du lieber direkt Spenden möchtest, empfehlen wir die Plattform effektiv-spenden.org, eine deutsche Organisation, über besonders effektive Organisationen informiert und ermöglicht die kostenlose Weiterleitung Deiner Spende an diese Organisationen.